Es will ja scheinen, als würde der designierte Bundeskanzler das Mantra seines Vor-Vor-Gängers Gerhard Schröder aufnehmen, der mit „Bild, BamS und Glotze“ regieren wollte. Angela Merkel wollte das nicht und regierte 16 Jahre lang.
Olaf Scholz hat bislang keine Gelegenheit ausgelassen, um sich beim „Bild“-Eigner Springer lieb Kind zu machen. Kanzlerduell, Koalitionsvertrag, stets saß Scholz bei Bild-TV. Und am Samstag bei der TV-Bild-Gala „Ein Herz für Kinder“. …
Covid-19 ist keine Verfassungsfrage, keine Diktatur, es ist eine Pandemie, die auch vor den Türen der Leugner und Lügner nicht halt macht. Das wissen auch die „Bild“-Macher. Sie sind allerdings von den Kräften beherrscht, die Deutschlands größtes Boulevard-Blatt immer angetrieben haben: anti-akademisch bis zur Wissenslosigkeit, populär-populistisch bis in die Infamie hinein. ….
Auch Annalena Baerbock und Robert Habeck saßen an den Spendentelefonen bei „Ein Herz für Kinder“. Über 27 Millionen Euro kamen zusammen, 4,25 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer schalteten ein. Übertragen hat das ZDF, ein öffentlich-rechtlicher Sender, den die „Bild“ wie auch die ARD abschalten möchte.
Joachim Huber, tagesspiegel.de, 6.12.2021 (online)