1.) Unabhängige Berichterstattung ist das Um und Auf, ich glaube, der ORF macht das im Großen und Ganzen gut.
2.) Österreich ist die zweite wesentliche Daseinsberechtigung, die Berichterstattung in Politik, Kultur, Leben. Die vielen Regionalprogramme sprechen dafür, dass der ORF seine Aufgabe sehr gut erfüllt.
3.) Wenn ein öffentlich-rechtlicher Rundfunk, der von allen bezahlt wird, muss er für eine Mehrheit da sein. Er muss versuchen allen, die etwas zahlen, auch etwas anzubieten. Das kann nicht nur hehre Kultur und Information sein. Dann wird es wirklich ungerecht – wenn zehn, 20, 30 Prozent den ORF nutzen und 100 Prozent zahlen. Er muss ein breites Programmspektrum anbieten, ein gutes Programm für die Mehrheit.
4.) Wie jedes andere Medienunternehmen muss er die Konsumenten dort abholen, wo die sie sehen wollen. Er muss auf allen Plattformen, wo Menschen ihn nutzen wollen, seine Programme zur Verfügung stellen können. Da ist auch die Politik gefragt: Es ist eine Frotzelei der Konsumenten, dass sie zwar Gebühren zahlen, aber nach sieben Tagen das von ihnen finanzierte Programm nicht mehr abrufen können.
5.) Letztlich muss der ORF so effizient und so sparsam wie möglich tätig sein. Das erfüllt zu 100 Prozent kein öffentlich-rechtlicher Rundfunk. Man muss täglich schauen, wie man Dinge effizienter machen kann.
Gerhard Zeiler, derstandard.at, 25.2.2023 (online)