Wenn der finanziell großzügig ausgestattete öffentlich-rechtliche Rundfunk wie hier im Falle des WDR es in akuten Krisensituationen nicht schafft, ein verlässliches Informationsangebot für das Sendegebiet zu liefern, was wohl unbestritten zur Kernaufgabe gehört, dann wird bei all den Sparbemühungen der Häuser, an den falschen Stellen gespart. Der WDR betont so gerne „Wir sind der Westen“, doch genau den hat man in der Nacht zu Donnerstag im Stich gelassen. …
Es ist ein Sinnbild für absurde Prioritäten, wenn das Radioprogramm der ARD-Popnacht zwar gewohnheitsmäßig mehrfach die Stunde für Staumeldungen oder einen liegen gebliebenen Reifen auf der Fahrbahn irgendwo zwischen Frankfurt und Karlsruhe unterbrochen wird, aber die Radiohörerinnen und Radiohörer in NRW mit Katastrophenalarm und Evakuierungsanweisungen allein gelassen werden, weil in den trägen Behörden, die sich WDR Hörfunk und WDR Fernsehen nennen, gar nicht vorgesehen scheint, dass sich mal jemand in einer außergewöhnlichen Situation auf den WDR verlassen wollen könnte. ….
Wenn sich die gesamte Kompetenz des mächtig ausgestatteten Westdeutschen Rundfunk in einer Krisensituation, die weite Teile des Landes erfasst hat, in einem banalen Text-Ticker erschöpfen soll, dann ist das ein Armutzeugnis, aber nicht nur: Wenn Angebote im Netz das Angebot im Rundfunk ersetzen soll, dann untergräbt man damit selbst die Legitimation eines bis heute über TV und Radio definierten öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Kurz gefasst: Mit der Rechtfertigung schafft man sich selbst ab. ….
Der Fehler liegt beim WDR im System und fängt mit der absurden Aufgabenteilung im Haus an, mit denen Intendant Tom Buhrow sowohl Jörg Schönenborn als auch Valerie Weber zufriedenstellen wollte. Sie ist verantwortlich für NRW-Themen und die Regionalstudios, er für die Information. Und für regionale Informationen aus NRW ist jetzt wer zuständig?
Thomas Lückerath, dwdl.de, 15.07.2021 (online)