Die Fans jubelten dazu, denn ihnen ist die „Late Show“ die einzig verbliebene Form kollektiver Intelligenz im amerikanischen Fernsehen, Gegenprogramm zu TikTok und Instagram, wo austauschbare Kurzvideos wie hypernervöse Insekten den Glühdraht des Algorithmus umschwirren.
Mit ihr verschwindet nicht nur irgendein Format. Die Spätabendshow war der letzte Ort, an dem der Tag durchdacht wurde – nicht bloß weggelacht. Während die News-Sendungen immer reißerischer um Zuschauer an den Rändern des Meinungsspektrums buhlten, wurden ausgerechnet die Späße der Hofnarren staatstragend. Sie boten einen gemeinsamen Bezugsrahmen, einen nationalen Moment der Reflexion. Hier begegneten sich Linke wie Rechte, weil es leichter ist, gemeinsam zu lachen, als bärbeißig auf Vorurteilen zu beharren.
Die Absetzung der „Late Show“ ist deshalb kein Betriebsunfall, sondern ein Menetekel. Wo früher eine Pointe für sich allein stehen konnte, muss sie heute um Klicks kämpfen wie ein Straßenmusiker um Kleingeld.
Jan Küveler, welt.de, 27.07.2025 (online)