Kann man vom privaten Unterhaltungsfernsehen erwarten, dass es nicht nur darauf schaut, was wirtschaftlich funktioniert, sondern auch ethische und moralische Standards zugrundelegt, zumindest ein bisschen? Ja, kann man. Die Sender brauchen eine staatliche Lizenz, um senden zu dürfen. Die Lizenz wird also von der Gesellschaft vergeben und dann auch von ihr durch die Landesmedienanstalten überwacht. Das hat einen Grund.
Die Sender nehmen großen Einfluss auf die Meinungen und die Wirklichkeit ihres Publikums. Und es ist ein Problem, wenn sie vermitteln: Es ist völlig okay, den Holocaust zu verharmlosen oder rechtsextremen Gehirnmüll zu verbreiten. Man kann sich danach ja einfach distanzieren, und dann ist wieder alles okay.
Das gibt dem Publikum den Eindruck, Corona-Leugnung und Holocaust-Verharmlosung sei im Prinzip nur ein Unterhaltungselement, das am Ende sogar ganz nützlich ist, weil es eben Aufmerksamkeit bringt. Es sieht so aus, als wären Corona-Leugnung und Holocaust-Verharmlosung im Grunde auch nur Elemente der Unterhaltung.
Ralf Heimann, MDR Altpapier, 16.3.2023 (online)
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