Es gibt viel zu meckern und zu schimpfen über das deutsche Kulturfernsehen – aber bevor man damit anfängt, muss man es erst einmal loben: Dafür, dass es so etwas überhaupt gibt in dieser Fülle. Sonntags, spätabends (oder in der Mediathek) eine halbe Stunde „ttt“. Werktags, im Vorabendprogramm von 3sat, knapp vierzig Minuten „Kulturzeit“, freitags dann „Aspekte“ im ZDF, und die dritten Programme haben auch noch ihre eigenen Kultursendungen. Wer das alles anschaut, darf sich ganz gut informiert fühlen. Wem dabei die schärferen Gedanken fehlen, darf sich damit trösten, dass er immerhin scharfe Bilder und Töne geliefert bekommt, was nicht nichts ist. Wenn Fatih Akin im Beitrag ganz erstaunt darüber ist, wie toll er sich selbst findet, ist das ja auch eine Information. Und wenn Dorothee Elmiger über ihr Buch spricht, kann man ermessen, wie ernst es ihr mit ihrer Skepsis gegenüber dem direkten Erzählen ist. Auch wenn das ihre Interviewerinnen nicht interessiert.
Claudius Seidl, sueddeutsche.de, 29.10.2025 (online)

