Als ich mich 1982 gegen die „Tagesschau“ entschied, war völlig klar, was „Presse“ ist. Heute aber betreibt alle Welt Websites, auf denen man Texte, Bilder und Zappelzeug jeder Art findet. Die Presse, die ursprünglich gedruckte Zeitung, verliert allmählich ihren einzigartigen Charakter, der auch etwas mit ihrem Erscheinungsbild und ihren alten Produktionsbedingungen – Druckmaschine, Papier – zu tun hatte. SZ oder FAZ stehen im Netz neben Abertausenden anderen digitalen „Nachrichtenseiten“, die ähnlich aussehen, auch wenn sie inhaltlich nicht ähnlich sind. Die meisten müssen sich ökonomisch selbst tragen, andere werden querfinanziert, einige wenige werden aus dem Gebührenaufkommen bezahlt. Nur letztere sind den Verlegern zu „presseähnlich“. Das ist ein Begriff, bei dem Kriterien aus dem 20. Jahrhundert freihändig ins 21. Jahrhundert übertragen werden. Nachrichten-Websites sind nicht presseähnlich, sie sind vielmehr so, wie Websites eben heute sind. Alle Websites. Und alle Websites, die Geld verlangen, stehen nicht nur untereinander in Konkurrenz, sondern auch mit allen, die nichts kosten. Das Geschäft ist deutlich härter geworden, als es zu jenen Zeiten war, in denen noch jeder wusste, was „Presse“ ist.
Ach ja, ist eine Zeitung, die Podcasts macht, eigentlich rundfunkähnlich?
Kurt Kister, sueddeutsche.de, 10.10.2024 (online)