Journalismus und Medien stellten über lange Zeit für die lokale Ebene die Öffentlichkeit allein her. Vielfach gab es keine Konkurrenz. Das ist aber nicht mehr der Fall, es gibt vielfältige Konkurrenz. Und: Auch lokale Gesellschaften sind heute komplexer, sozial differenzierter, es gibt immer mehr Vorgänge, über die entschieden werden muss, auch Wissensfragen werden relevanter. Ist der Lokaljournalismus fit für diese Herausforderungen? Transformative Politik findet in den Kommunen statt. Der Journalismus muss sich auf diese neuen Anforderungen einstellen. Dem Journalismus kommt dann weiterhin eine konstitutive Aufgabe zu, wenn er recherchiert, Transparenz herstellt, dokumentiert, Wissen bereitstellt, anhört, nachfragt und kommentiert – und damit immer wieder Folge- und Anschlusskommunikation ermöglicht. Das setzt auch die Bereitschaft voraus, mit allen Gruppen der Gesellschaft im Austausch zu stehen – nicht allein mit den lokalen Eliten. […]
Immer weniger Menschen werden im lokalen Raum noch durch die Lokalmedien allein erreicht, auch weil diese den veränderten Ansprüchen nicht genügen: Ein vorrangig news- und ereignisgetriebenes „Massenprodukt“ für alle – das passt nicht mehr, selbst im lokalen Raum. Transformative Politik benötigt andere Journalismus- und Kommunikationskonzepte: Probleme gemeinsam erarbeiten, sich verständlich machen, wiederkehrenden Austausch mit unterschiedlichen Akteuren organisieren, Wissen zu teilen, gemeinsam Lösungen entwickeln. Prozessgestaltung und Moderation sind Aufgaben auch für den Journalismus.
Ottfried Jarren, Nonprofit-Journalismus, 07.07.2025 (online)