Was für die ARD noch wichtiger sein dürfte: Man kann die Landesanstalten West mit ihren verkrusteten Proporzapparaten konservieren. WDR, NDR, BR oder SDR sind als Aufbaupaten Ost gefragt. Wer sollte es wagen, während einer wahrlich „historischen Transformation“ deren Reformstau zu beklagen? Die III. Programme im Westen wie die anstehenden Neugründungen im Osten – die Dreiländeranstalt MDR und der Brandenburger Miniatursender ORB – sind auf Vollzeit geeicht. Von der Grund- zur Überversorgung, koste es, was es wolle. Notfalls wird man als öffentlich-rechtliches System steigenden Finanzbedarf reklamieren, den Gebühren auf die Sprünge helfen und sich auf den Verfassungsauftrag berufen. Wer da nicht zur Wünschelrute greift und nach Finanzquellen sucht, ist selber schuld. Wen interessiert es schon, dass allein durch die DFF-Abwicklung in Ostberlin Studiokapazitäten, Kameralager, Übertragungstechnik und sonstiges Equipment im Wert von geschätzt zwei Milliarden DM der Verschrottung entgegensehen? Weil es den ideologisch dekontaminierten Neustart im Osten geben soll, werden Funkhäuser und Fernsehateliers nebst der gebotenen technischen Ausstattung auf die grüne Wiese gesetzt. Was mehr als 1,5 Milliarden DM an Investitionen verschlingt, anfallende Personal- und Produktionskosten nicht mitgerechnet.
Lutz Herden, FREITAG 51/2020 (online)