Psychisch labile Attentäter erzählen gerne Märchen, um ihre Taten politisch zu motivieren. Die Gesellschaft fällt darauf rein, was fatale Folgen hat. […]
Typisch ist, wenn Muslime Attentate begehen. Und als besonders typisch islamistisch erscheinen Attentate, bei denen der Täter in eine Menge fährt. Nach dieser Logik wäre dann bald jedes Attentat islamistisch: Bekennt sich der Täter zu seinem Glauben, war er ein Islamist. Tut er es nicht oder gibt es sogar Beweise für das Gegenteil, dann war es ein ganz besonders gut verschleiertes islamistisches Attentat. […]
Islamistische Attentate unterscheiden sich von anderen Attentaten nur durch ein Merkmal: Dass ihre Urheber behaupten, sie handelten im Namen einer bestimmten Religion. Wenn es um den Islam geht, sind wir sehr schnell und gerne bereit, ihnen das abzunehmen, es ist ja, um es in der Sprache der derzeitigen Debatte auszudrücken, „typisch“. In Bezug auf andere Religionen funktioniert diese Logik erstaunlicherweise nicht. […]
Von Al Kaida über dem IS, von der Roten Armee Fraktion bis zur baskischen Eta, vom NSU bis zu den Revolutionären Zellen haben alle radikalen Organisationen versucht, Mitglieder und Unterstützer zu werben – aber es ist ihnen immer nur bei relativ wenigen gelungen.
Offenbar ist also nicht jeder für den Job eines Attentäters geeignet, aber genau um diese Eignung geht es.
Klaus Bachmann, berliner-zeitung.de, 29.12.2024 (online)