Es gibt so viele Angebote, dass kaum noch jemand eine Serie wirklich durchgängig guckt. Das ist ja auch zeitlich gar nicht möglich. Leider leidet der Diskurs darunter, weil die Synchronisierung des Erlebnisses bei Serien weggebrochen ist. Wenn wir überhaupt noch eine Serie finden, die wir beide schauen, dann sind Sie bei Folge vier und ich noch bei Folge eins, und ein Gespräch wird unmöglich und in der Regel auch nie nachgeholt. So läuft doch mittlerweile fast jede zweite Unterhaltung ab. Es geht nur noch darum, was man schaut, bei welcher Folge man ist, und dann landet man in einer Sackgasse, bevor es um Inhalte gehen kann. Deshalb hat das Leben mit Serien inzwischen auch etwas irgendwie Asoziales. Man kommt einfach gar nicht dazu, ästhetisch ein bisschen tiefer zu gehen im Gespräch. Das bleibt der Vorteil eines Kinofilms. Man kann besser darüber sprechen.
Tom Tykwer, sueddeutsche.de, 07.02.2025 (online)