Zitiert: Vom Kinderfernsehen zum Profitfernsehen – Start kommerzieller Kindersender lässt Preise und Qualität sinken

“Zunächst kam es zu einem Wechsel der Programmabsicht und der Programmambition: Einem Privatsender geht es immer und grundsätzlich nur um die Quote. Er schafft sich seinen Programmauftrag selbst; künstlerische und ästhetische Gedanken unterliegen dem Kommerz und der Notwendigkeit des Profits. Aber die Gründung von Super RTL hatte auch Konsequenzen für den gesamten Kinderfernsehmarkt. ARD und ZDF mussten mehr Geld in Eigenproduktionen investieren, wodurch das Programm zwangsläufig teurer wurde. Gleichzeitig wurden überall auf der Welt Kindersender gegründet. Besonders die Japaner, etwas später die Koreaner, auch die Chinesen drängten immer stärker mit eigenen Produktionsangeboten auf den Markt. Die Anzahl verfügbarer Serien unterschiedlichster Qualität wuchs enorm, all die Serien wurden auf Messen und bei Screenings aggressiv zum Kauf angeboten. Billigere Kaufprogramme wirkten sich natürlich positiv auf den Etat aus. Das dadurch gesparte Geld konnte in eigene Auftragsproduktionen investiert werden. Kaufprogramme waren schneller verfügbar und konnten leichter und sicherer auf ihre Wirkung beurteilt werden, weil sie ja schon fertig waren. Außerdem konnten die Rechte an den Nebenprodukten preiswert miterworben und weiterlizenziert werden. Mit Lizenzierungen konnte man Geld verdienen. Auch ARD und ZDF legten sich eigene Vertriebsfirmen zu. All dies beeinflusst bis heute das öffentlich-rechtliche Kinderprogramm und hat auf den ersten Blick zu einer gewissen Vielfalt geführt, die sich beim zweiten Hinschauen aber als Konzeptlosigkeit entpuppt.”

 

(Josef Göhlen, Medienkorrespondenz 25/2016, S.6 online)

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)