Valerie Weber, Programmdirektorin NRW, Wissen und Kultur beim WDR, beklagte übrigens gerade in einem „Clubhouse“-Interview mit dem Webmagazin „wasmitmedien.de“, dass das Radio „seine Community-Fähigkeit“ verloren habe. Welch ein Irrtum! Noch bei jeder Reform, die das lineare Programm „snackable“ machen wollte, meldet sich die Community lautstark zu Wort, formuliert und unterschreibt Petitionen. Aber mit so einer Community will man nicht reden, man hätte lieber eine andere. Dieser Fehler ist zwar schon von vielen gemacht worden (zuletzt von RBB und vom HR), aber eben noch nicht von allen. Ob man das Kulturradiopublikum später wiederkriegt, nachdem man die personelle und technische Infrastruktur geschleift und das Programmschema von allen Ballaststoffen gesäubert hat, ist eine offene Frage. Ob die neue Hörerschaft, gesetzt den Fall es gäbe sie, den Laden genauso vehement verteidigen würde, wie es die Kulturradiohörer heute noch tun, darf bezweifelt werden. Für Snackautomaten, und die gibt es im Netz bekanntlich an jeder Ecke, schreibt man keine Petitionen.
Jochen Meißner, medienkorrespondenz.net, 16.3.2021 (online)