Zitiert: Über Julia Beckers Glaubwürdigkeit

In den vergangenen Jahren wurde Becker nicht müde, der Branche ihre Botschaften mitzuteilen. Mal kritisierte sie die reine Profitsucht ihrer Kollegen und warb für mehr „Qualitätsjournalismus“. Dann warnte sie vor Clickbait und Zuspitzung. Sie prangerte toxische Männlichkeit im Journalismus an, forderte mehr Frauen in Führungspositionen und bessere Bezahlung von Reportern und Fotografen. Und nicht zuletzt trommelt sie unablässig für den Kampf gegen Desinformation.

Das ist natürlich nicht falsch. Nun ist es aber so, dass Funke traditionell für wirklich alles steht, was Becker kritisiert. Jahrzehntelang ging es in Essen nur um den Profit. Während journalistische Stellen im Lokaljournalismus wegfielen, kassierten die damaligen Gesellschafter bis zu 80 Prozent des Gewinns als Rendite. Freie Mitarbeiter von Funke-Titeln wie der „Braunschweiger Zeitung“ kämpften gegen neue Verträge, die noch niedrigere Honorare vorsahen. Funke-„Reichweitenportale“ wie „derwesten.de“ stehen bis heute für Clickbait wie aus dem Lehrbuch. Und Desinformation war bei den Klatschblättern des Hauses quasi gewünschter Standard.

Alexander Graf, Übermedien-Newsletter, 28.06.2025 (online)

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Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)