Die Verballhornungen, die Nicht-Zusammenhänge, das Brachiale provozieren Empörung, Kopfschütteln, Fremdeln. Die Hauptsätze in Reihenschaltung haben wenig zu tun mit den Eloquenz-Erwartungen an öffentliches Sprechen. Es ist Liefer-Rhetorik. Nicht schön, aber, nach Lage der Dinge, ausreichend adressatenorientiert.
Wie Trump spricht, verfehlt die Wirkung nicht bei Bürgerinnen und Bürgern, die den Glauben daran verloren haben, dass Politik überhaupt noch einen Unterschied machen könnte. Die Rhetorik des Passierens, egal was, spricht Menschen an, die den Eindruck haben: Egal, wie es weiterläuft – aber so nicht! Ein Redner, der in jeder Faser zu vermitteln versteht, dass er derjenige ist, der Sachen überhaupt noch in Bewegung bringt, egal in welche Richtung, erreicht Menschen, die sich fragen, warum politische Vorhaben oft so zäh sind – bei Corona aber plötzlich Dinge von einem Tag auf den anderen möglich waren, bis hin zur zeitweisen Einschränkung von Freiheitsrechten. […]
Trumps Sprechen ist Strategie – und ob es einem gefällt oder nicht: eine, die nicht ohne Erfolge bleibt, wie seine Wiederwahl ins Präsidentenamt zeigt. Weil sie ein Bedürfnis bei den Stimmberechtigen anspricht. Und das Bedürfnis geht nicht weg, wenn man die Rhetorik „entlarvt“.
Stefanie Hennig, sueddeutsche.de, 12.11.2025 (online)

