Im besten Fall können Talkshows jedoch Orientierung schaffen im Wettbewerb verschiedener Argumente. Unsere Aufgabe als Fernsehmacher ist es, Komplexität zu reduzieren, ohne gleichzeitig unterkomplex zu werden. Wenn wir das schaffen, dann können wir auch dieser Kritik begegnen. Aber klar ist auch: Sobald Kameras laufen, verändert sich die Atmosphäre eines Gesprächs. Deshalb ist es mein Ziel, dass die Gäste die Kameras möglichst vergessen und dadurch unerwartete Momente und echte Aha-Effekte entstehen. Das kann gelingen, indem die Momente manchmal unvorhergesehen sind und man sich darauf einlässt, dass eine Debatte einen Lauf nimmt, den man vorher vielleicht nicht erahnt hat. Sich diese Flexibilität auch in einer Livesituation zu bewahren, ist wahnsinnig schwer, macht aber auch Spaß.
Louis Klamroth, dwdl.de, 13.12.2022 (online)