Heute wollen sie in der SZ den Taurus liefern, gestern nicht. Heute sind sie für Steuererhöhungen, gestern waren sie dagegen. Ist die SZ-Redaktion also eine Organisation, die nicht weiß, was sie inhaltlich will? Ja, ist sie. Eine Redaktion ist keine Fraktion. Eine Fraktion muss mit einer Stimme sprechen, um arbeitsfähig zu bleiben. Eine Redaktion will Diskurs ermöglichen und organisieren: heute diese Argumente von dem einen Kollegen, übermorgen dann die von der Kollegin. Im Deutschlandfunk gibt es täglich eine Presseschau, darin werden Kommentare aus Zeitungen vorgelesen. Zum Ende des Zitats heißt es dann oft: „…. meint die Süddeutsche Zeitung“.
Worauf die Süddeutsche Zeitung aber Wert legt: Dieser Satz muss immer falsch bleiben. Hier meinen immer nur einzelne Autorinnen und Autoren. Die SZ selbst hingegen meint nie etwas; in Kommentaren nicht, und in Berichten erst recht nicht.
Detlef Esslinger, sueddeutsche.de, 03.10.2025 (online)