Tiktok hatte 2021 über eine Milliarde Nutzer. Das sind fast 14 Prozent der Weltbevölkerung. Ein Algorithmus, der darauf trainiert wird, dass die Aufmerksamkeit von einer Milliarde Menschen verändert wird – dafür gibt es keinen Präzedenzfall und die Folgen sind bisher nicht absehbar. […]
Wir wissen nicht exakt, was jede Nervenzelle macht, sondern eher welche Hirnareale über die Zeit aktiviert sind: Hirnscans zeigen, dass es unter anderem eine erhöhte Aktivität im Striatum gibt. Das ist ein Bereich im Gehirn, der oft als Teil des Motivations- und Lernsystems angesehen wird. Daher vermuten wir, dass es zu einer Ausschüttung von Dopamin kommt, wenn Sie ein Bild oder Video liken. […]
Aber Dopamin hat viele Rollen: Wir wissen zum Beispiel aus Tierversuchen, dass es entscheidend für das Lernen und die Motivation ist. Affen mögen Weintrauben unglaublich gerne und jedes Mal, wenn Affen eine Weintraube bekommen, schüttet ihr Gehirn Dopamin aus. Wenn aber ein Licht vorher signalisiert, dass eine Weintraube kommen wird, wird das Dopamin zum Zeitpunkt des Lichtes ausgeschüttet. Nicht mehr zum Zeitpunkt der Weintraube. Das bedeutet, Dopamin kodiert nicht die Belohnung selbst, sondern ist assoziiert mit der positiven Überraschung darüber, dass gleich etwas Gutes kommt. (Paid)
Frederike Petzschner, tagesspiegel.de, 13.01.2024 (online)