Solidarische Kritik kommt nicht von oben oder von jenseits einer Klassenschranke. Solidarisch kann man sich durchaus streiten, zum Beispiel über die Frage, ob die angewandten Mittel zum erwünschten Ziel führen oder es eher torpedieren. Daran kann man im Falle der Aktionsformen der Letzten Generation durchaus Zweifel anmelden.
Aber immer sollte, wer sich einen Rest von Sensibilität bewahrt hat, sich fragen, warum die Mehrheit in unserer Gesellschaft so abgestumpft ist, dass sie sich mit fast allen Scheußlichkeiten abgefunden und arrangiert hat, statt den jungen Aktivisten Vorwürfe zu machen, die mit verzweifelten Mitteln versuchen, sie aus ihrer Lethargie aufzuscheuchen.
Götz Eisenberg, Telepolis, 11.11.2022 (online)