Die russische Medienaufsichtsbehörde Roskomnadsor hat 2018 auf diese invasivere Weise versucht, Telegram lahmzulegen. Das war keine gute Idee. Die App, von der sich auch deutsche Politiker derzeit fragen, wie man sie unschädlich machen kann, nutzte damals sogenannte Cloud-Dienste, wechselte ständig die IP-Adressen, unter denen sie zu erreichen war. Die Behörde sperrte und sperrte, zeitweise mehr als 18 Millionen IP-Adressen – und schoss dabei aus Versehen das russische Internet kaputt. Spotify und Gmail, Websites von Blumenläden, Kurieren und Bezahlservices in Supermärkten, sogar Teile des eigenen Webangebots von Roskomnadsor funktionierten nicht mehr. Die Zeitung Wedomosti sprach von einem „Flächenbombardement“. Nur Telegram war problemlos weiter erreichbar. Roskomnadsor versuchte es zwei Jahre lang und gab schließlich auf.
Philipp Bovermann, sueddeutsche.de 04.01.2022 (online)