Nach Angaben von Brancheninsidern sind die Preise für Produktionen deutlich gestiegen. Vor zehn Jahren, sagt ein erfahrener ARD-Redakteur, habe ein „Tatort“ noch 1,5 Millionen Euro gekostet, mittlerweile nähere man sich der Zwei-Millionen-Marke. Inflation, Tariferhöhungen, Intimacy Coaches, Green Producing, all das treibe die Kosten in die Höhe. Einige ARD-Sender hätten die Zahl ihrer Beiträge für den Sonntagskrimi bereits eingeschränkt, denn Qualität habe ihren Preis: „Einen ausgezeichneten Kameramann kriegen Sie nicht für den Tariflohn.“ […]
Eine weitere Herausforderung ist nach Darstellung dieses Redakteurs der digitale Transformationsprozess, also die Verlagerung von Produktionen vom linearen Fernsehen in die Mediathek: „Einzelstücke lösen geringere Impulse aus als Reihen und Serien, also werden mehr Serien produziert. Serien sind aber teurer als Fernsehfilme. Dieses Geld muss irgendwie eingespart werden. Wenn es nicht zu einer Beitragserhöhung kommt, werden wir noch stärker in der Bredouille stecken.“ […]
Eine ZDF-Sprecherin versichert, das Gesamtvolumen an Auftragsproduktionen, Koproduktionen und Kofinanzierungen habe in den letzten Jahren zugenommen, es sei von 760 Millionen Euro im Jahr 2021 auf 795 Millionen Euro im Jahr 2022 gestiegen – hier sind auch Shows, Dokumentationen, Talkshows und andere Formate eingeschlossen. Für 2023 habe die Planzahl bei 820 Millionen Euro gelegen. Derzeit werde der Jahresabschluss für 2023 erstellt, es zeichne sich sogar eine leichte Steigerung ab. Der Planwert für 2024 betrage 846 Millionen Euro (Nettozahlen zuzüglich Mehrwertsteuer). […]
Allerdings zeichnet sich hier, wenn man sich die Zahlen genauer anschaut, eine Verschiebung zu Ungunsten der fiktionalen Programme ab: Hatte das ZDF 2022 noch 405 Millionen Euro für Auftragsproduktionen von Filmen und Serien ausgegeben, so sind für dieses Jahr dafür nur 393 Millionen Euro geplant. […]
Für die von der ARD-Tochter redaktionell verantworteten Sendeplätze, darunter die Donnerstags-Krimis und die Freitagsfilme, stehen nach Angaben von Schreiber jährlich 180 Millionen Euro zur Verfügung. […]
Die weitere Entwicklung hängt an zwei Fragen: Welchen Effekt wird die Reform der Filmförderung haben? Und werden die Länder einer Erhöhung des Rundfunkbeitrags zustimmen? […]
Kleine Firmen, sofern sie größtenteils für ARD und ZDF produzieren, hingen daher „in der Luft“, sagt Böllhoff – „weil völlig unklar ist, welche Budgets den Sendern in Zukunft zur Verfügung stehen“. Selbst eine Beitragserhöhung werde für manche zu spät kommen.
Tilman P. Gangloff, epd medien, 05.09.2024 (online)
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