Orbán ist sehr geschickt vorgegangen: Es gibt Pressefreiheit in Ungarn, sie kann aber nicht praktiziert werden. Nicht weil er Medien verboten hat, sondern weil er ihnen die Existenz verunmöglicht, wenn man nicht zu seinem Freundeskreis dazugehört. Schon bei Sebastian Kurz hat man gespürt, dass er in diese Richtung geht, er hat die Medien unterteilt in Freunde und Feinde. Freunde wurden pfleglich behandelt, finanziell und mit Informationen, dadurch hatten es die anderen schwieriger. Und wenn die Phase Kurz länger gedauert hätte, hätten wir eine ähnliche Medienlandschaft wie in Ungarn. Die Freiheitlichen würden genauso vorgehen, die Blaupause ist da. Jetzt kann man sagen: Uns als Medienmenschen würde das nicht gefallen, dem Rest der Bevölkerung kann es wurscht sein. Aber freie Medien sind halt nicht wurscht, wenn man eine Demokratie haben will. Eine Demokratie, in der nicht frei berichtet wird, ist keine.
Oscar Bronner, standard.at, 19.10.2023 (online)