Das klingt vielleicht dramatisch, aber erinnern Sie sich nur mal daran, wie der niedersächsische Ministerpräsident Ernst Albrecht und Gerhard Stoltenberg aus Schleswig-Holstein Ende der 70er-Jahre den Staatsvertrag der Dreiländeranstalt NDR sprengen wollten. Denen passte die Berichterstattung aus Hamburg nicht. Der Kampf um Fragen wie Regionalbüros oder warum es ein NDR-Orchester in Hamburg und eines in Hannover geben muss – der ist uralt. Das ist Politik, aber das ist kein schlimmer Einfluss. Schlimm wird es für mich, wenn Politiker verhindern, dass beim ZDF Nikolaus Brender als Chefredakteur verlängert wird, wie das 2009 passiert ist. Aber die Eingriffe waren bis in die 80er-Jahre viel stärker. Nach dem Prinzip: Das Land wird von der CDU regiert, also gibt es einen CDU-Intendanten, und bei einer SPD-Regierung wird es ein SPD-Intendant. […]
Grundsätzlich kann ein AfD-Ministerpräsident Sender ja nicht beeinflussen. Es gibt Rundfunkräte als Kontrollmacht, die sind durch verschiedene gesellschaftliche Gruppen besetzt. Die Landespolitik ist heute nur noch eine von vielen Kräften im Rundfunkrat, das hat damals das Grundsatzurteil des Bundesverfassungsgerichts nach dem Fall Nikolaus Brender bewirkt.
Ulrich Wickert, sueddeutsche.de, 14.12.2025 (online)

