Was wurde nicht alles besprochen bei Miosga, Illner oder Lanz! Bevor das öffentlich-rechtliche Diskutieren mit dem Bundestags-Wahlkampf heiter weitergeht – eine Bilanz des bisherigen Talkshow-Jahres. […]
Die Formate unterscheiden sich nun nach Jahren der Gleichförmigkeit, auch wenn die häufig selben Themen und Gäste dies schnell vergessen lassen. Miosga bittet zum Einzelgespräch, Lanz zur Einvernahme, Illner zum munteren Palaver, Klamroth zu einer Art Town-Hall-Diskussion, sprich: Rathaus-Versammlung. Ein überzeugendes Konzept für „Hart aber fair“ zwischen Üblich-Analogem und Innovativ-Digitalem hat er jedoch nach wie vor nicht gefunden. Ob das avisierte jüngere Publikum wirklich auf „Hart aber fair to go“ – wir bleiben beim Kulinarischen – gewartet hat, in dem er in der ARD Mediathek „die Highlights“ der aktuellen Folge kommentiert? Kommentiert wird kräftig auch bei Maischberger, und zwar von Journalisten oder Kabarettisten, die mitunter nicht ganz so viel Ahnung, dafür ganz viel Meinung haben. In der Abwechslung mit Einzel- oder als Streitgespräche angelegten Doppelinterviews bietet sie die meiste, genau, Abwechslung. […]
Der BR bedient mit dem, wie es heißt, „vielversprechend gestarteten“ Podcast „Kaffee, extra schwarz“ von Autor Ahmad Mansour und Journalist Oliver Mayer-Rüth bewusst „eine konservative (Welt-)Sicht“. Bliebe „Der Sonntags-Stammtisch“ im BR Fernsehen, der in diesem Jahr anlässlich seiner 600. Ausgabe von der Süddeutschen Zeitung geadelt wurde: In dem herrsche eine Ruhe und Ausgewogenheit, die Polit-Talkshows sonst fehle.
Daniel Wirsching, augsburger-allgemeine.de, 28.11.2024 (online)