Zitiert: Pionier einer neuen Form der Pressefreiheit

Nun war Assange immer eine kontroverse Figur, ein Egomane und Radikaler. Sein Ansatz war vernünftig. Institutionen sollten ihre Daten öffentlich machen, Bürgerinnen und Bürger sie verschlüsseln. Seine Praxis war allerdings von einem Fundamentalismus geprägt, der oft mehr Schaden anrichtete als Aufklärung brachte, egal, ob er Geheimdienstquellen gefährdete, Wikileaks wahrscheinlich vom russischen Geheimdienst instrumentalisieren ließ oder Donald Trumps Wahlsieg beförderte.

Trotz alledem wird er als Pionier einer neuen Form der Pressefreiheit und des Journalismus im 21. Jahrhundert in die Geschichte eingehen. Gerade deswegen ist es so wichtig, dass er nicht den Rest seines Lebens in einer Gefängniszelle in den USA verbringt. Also in jenem Land, das die Pressefreiheit schon in seiner Unabhängigkeitserklärung zum unveräußerlichen Menschenrecht erklärt und dann in die Verfassung geschrieben hat. Denn Pressefreiheit ist lästig. Auch in einer Demokratie. […]

Julian Assange etablierte mit Wikileaks eine neue Form des Journalismus. Im digitalen Raum bekamen Whistleblower eine neue Kraft. […] In den vergangenen Jahren kam dazu, dass immer mehr Staaten oder Gemeinschaften wie die EU Whistleblower-Schutzgesetze einführten oder verbesserten. Denn in diesem Punkt hat Julian Assange ein neues Grundrecht formuliert. Transparenz für die Macht, Datenschutz fürs Volk. Das wird als Erbe von Wikileaks bleiben.

Andrian Kreye, sueddeutsche.de, 25.06.2024 (online, Paid)

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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