In der Justiz kommen gerade mal zwei Prozent der Chefs und Chefinnen aus Ostdeutschland, in der Wirtschaft vier Prozent, in der Verwaltung immerhin 13 Prozent. Dabei stammt jeder fünfte Deutsche aus dem Osten. […]
Die Chancen auf eine Führungsposition bleiben für Ostdeutsche schlechter, auch wenn sie ebenso gut gebildet sind und einen ebenso glatten Lebenslauf haben wie Westdeutsche. […]
Im Westen gab es interessanterweise keine Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschen. Im Osten waren die Unterschiede gewaltig. […]
Westdeutsche – und zwar sowohl Frauen wie Männer – haben im Osten eine signifikant höhere Chance, ganz nach oben zu kommen, als Ostdeutsche. […]
Wahrscheinlich spielen Netzwerk- und Homophilie-Effekte eine Rolle. Soziale Homophilie ist der Fachbegriff für das Phänomen, dass Menschen in Führungspositionen freie Stellen eher mit Kandidaten besetzen, die ihnen ähnlich sind. Westdeutsche stellen also lieber Westdeutsche ein, die am besten noch an denselben Unis waren, in denselben Netzwerken.
Jörg Hartmann, berliner-zeitung.de, 24.03.2024 (online)