Zitiert: Nichts als die Wahrheit

Seriöser Journalismus stößt an seine Grenzen, wenn Populismus immer radikaler wird. Zahlreiche US-Medien ziehen daraus Konsequenzen und kämpfen gegen das Krebsgeschwür aus Schwindeln, Verdrehen und Beleidigen – in einer Wortwahl, die hierzulande als schwerer Verstoß empfunden würde. Noch. … Selbst die „Süddeutsche“ zog sich nach dem unsäglichen Auftritt im ersten TV-Duell vergleichsweise verlegen aus der Affäre mit „Teils Faustkampf, teils Theaterstück“ und mit dem pseudo-salomonischen Urteil, hinsichtlich ihrer theatralischen Leistung hätten „beide ihre Sache ordentlich gemacht“. Dabei konnte jeder halbwegs Urteilsfähige erkennen, dass der egomanische Wüterich Trump seinen Gegner in puncto Dreistigkeiten und üblen Untergriffen um Längen hinter sich gelassen hatte. Diese Realität zu beschreiben, stellt nicht die Äußerung einer persönlichen Meinung dar, sondern handelt von einer Tatsache.

Wie unüblich das ist in der deutschen Medienwelt, zeigt sich exemplarisch am insgesamt reichlich verklemmten Umgang mit der AfD. Wer wirklich beschreiben will, wie sich deren Abgeordnete in den Parlamenten aufführen, wie Räpple, Baum, Wolle, Rottmann und Merz den Stuttgarter Landtag für unsägliche Auftritte nutzen, muss zu Begriffen greifen, vor allem zu Verben, an die NutzerInnen klassischer Medien nicht gewöhnt sind. AfDler rufen nämlich nicht dazwischen, sie kreischen, sich über ihren Tisch werfend (Claudia Wolle), sie kritisieren nicht, sie diffamieren. Und gar keine Option ist, darüber journalistisch zu schweigen nach der Melodie „Wir springen nicht über jedes Stöckchen“. Nur informierte Bürger können die Demokratie verteidigen, in der Familie, im Freundeskreis und am Arbeitsplatz.

Johanna Henkel-Waidhofer, kontextwochenzeitung.de, 07.10.2020 (online)

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)