Zitiert: Neue Rechte nutzt Literaturkanon

Dass die Neue Rechte viel zu oft bereits als solche wahrgenommen wird, zeigen Fälle aus dem Literaturunterricht an Schulen und Universitäten, in denen Lerngruppen neurechtes Material, das u.a. auf Youtube frei zugänglich ist, zur Verfügung gestellt wurde, ohne den Publikationskontext mitzureflektieren.

Bedenklich ist das nicht zuletzt deshalb, weil sich die Neue Rechte gegenwärtig besonders darauf konzentriert, Einfluss im Bildungsbetrieb zu gewinnen.

Zu diesem Zwecke wurde im Herbst 2023 die „Aktion 451“ ins Leben gerufen, die eine Gründung studentischer Lesekreise anstrebt, um damit – so Kubitscheks Zielvorgabe – „einen Roman nach dem andern und ein zentrales Werk nach dem andern für uns [zu] vereinnahmen, aus rechter Sicht [zu] lesen und daraus das [zu] machen, was man eine Rückeroberung oder Reconquista an der Universität nennen sollte“.

Insbesondere Lehrer:innen an Schulen und Hochschulen sollten sich deshalb rasch über zwei Dinge klar werden: dass die Neue Rechte (erstens) auch das literarische Feld mit ausgeklügelten und variantenreichen Taktiken bespielt und dass dies (zweitens) im Rahmen einer metapolitischen Agenda stattfindet, also nicht um der Literatur willen geschieht. Harmlosigkeit und Selbstverharmlosung sind zwei völlig unterschiedliche Dinge – das gilt es im Hinblick auf die neurechte Literaturarbeit immer im Kopf zu behalten.

Torsten Hoffmann, taz.de, 06.07.2024 (online)

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Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)