Ich verstehe mich vor allem als Stimme der sogenannten Nachwendegeneration – jener Menschen, die nach 1990 aufgewachsen sind. Mir war wichtig zu zeigen, dass auch wir einen eigenständigen Beitrag zur Debatte leisten können, obwohl wir nicht mehr DDR-sozialisiert sind. Mich interessierte, ob und inwiefern Spuren dieser Sozialisation dennoch fortwirken und wie berechtigt oder eben unberechtigt die oft leichtfertig unterstellte „sozialistische Indoktrination“ eigentlich ist.
Gleichzeitig wollte ich die ländliche Perspektive stärker in den Diskurs einbringen. In der öffentlichen Debatte dominieren großstädtische Sichtweisen. Doch der ländliche Raum prägt das Leben vieler Menschen weit stärker, als es in der öffentlichen Wahrnehmung sichtbar wird. Eine Studie der Otto-Brenner-Stiftung über Funk, dem Jugendangebot der Öffentlich-Rechtlichen, zeigte etwa, dass nur rund fünf Prozent der Beiträge den ländlichen Osten betreffen. Diese Leerstelle wollte ich füllen.
Alexander Prinz, berliner-zeitung.de, 25.09.2025 (online)