„Die massiven methodischen Probleme der Demoskopie – mit den zunehmenden Verweigerungs-Quoten von Befragten, unklaren Haltungen und Positionen der Befragten sowie unpräzisen Fragen – sind (noch) kein Thema der Öffentlichkeit. Ein wesentlicher Grund für das Schweigen über die branchenintern diskutierten Defizite besteht in der Beteiligung der Medien an diesem „Geschäft“. Sie sind Hauptauftraggeber und Treiber der Demoskopie, weil sie die Zahlen „exklusiv“ verkaufen und den emotionalen Wettbewerb jenseits der nüchternen Sachthemen spannender präsentieren können, um damit Auflage und Quote zu steigern. Auffällig ist zudem, dass die abgefragten Erwartungen der Wähler zum „inneren Geländer“ vieler Kommentatoren werden. Ein „aussichtsloser“ Herausforderer steht einer „siegreichen“ Kanzlerin gegenüber; Meinungsbilder verfestigen sich zur Gewissheit, ohne dass zentrale Entscheidungs- und Wertefragen aufgeworfen und Alternativen auf Herz und Nieren geprüft werden.“
Thomas Leif, Gerd Mielke: Wahlkampf im medialen Tunnel. Trends vor der Bundestagswahl 2013, Otto-Brenner-Stiftung, S. 12 f.