Vor allem sollte man sich von der Macht nicht auf ein Gelände locken lassen, wo sie sich auskennt und ein Heimspiel hat und man garantiert den Kürzeren zieht. Nicht reflexartig das tun, was erwartet wird, sich mal seitwärts in die Büsche schlagen und an einer Stelle wieder auftauchen, wo niemand mit einem rechnet. Sich wie ein Guerrillero verhalten, den Feind nicht frontal angreifen und ihm nicht ins Messer laufen, sondern in die Flanken fallen.
Das ist die Strategie des Widerstands. Die Herrschenden wollen, dass man sie frontal angreift, den Gefallen dürfen wir ihnen nicht tun. Man muss listig sein und von Seiten kommen, die der Gegner nicht erwartet. Man muss der Macht nicht überall und immer die Stirn bieten.
Gelegentlich kann und darf man auch fliehen und es so einrichten, dass die Fahnenflucht das ironische Aussehen des Konformismus annimmt. Wer seine Identität ausschließlich aus dem Kampf gegen den Staat bezieht, wird ihm immer ähnlicher und schließlich selbst zum Staat.
Revolutionäre Gruppierungen und Parteien, die mit der Macht liebäugeln und den Staat erobern wollen, werden zu Embryonen neuer Staatsapparate.
Götz Eisenberg, Telepolis, 31.10.2025 (online)

