Diskussion über einen Spartensender überlagert die Debatte über die Reformen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks […]
Dabei geht es den für Medienpolitik Verantwortlichen in den Ländern nicht nur darum, dass Kosten gespart werden und der Rundfunkbeitrag künftig nicht mehr erhöht werden muss, sondern auch darum, dass sich die Anstalten stärker auf die Programminhalte konzentrieren, die einen Beitrag zum demokratischen Diskurs leisten können. Aber konzentrieren bedeutet auch zu priorisieren, bedeutet auch Angebote zu überdenken und an eine veränderte Mediennutzung anzupassen. Damit wären wir bei der Forderung 3sat nicht einzustellen. […]
Zehn öffentlich-rechtliche Spartenkanäle existieren heute. Diese Zahl soll auf vier bis fünf reduziert werden. Dazu zählen auch Informationsangebote, Bildungsinhalte, Dokumentationen oder Sendungen für Kinder, Jugendliche und jüngere Erwachsene. Diese Kanäle können ebenfalls beanspruchen, eine wichtige Rolle für die Demokratie zu spielen. Doch der Protest gegen eine mögliche Zusammenlegung hält sich hier in Grenzen. […]
Die Reduzierung von linearen Programmen ist selbst nach Einschätzung der KEF ein langwieriger Prozess. Welche Angebote letztendlich übrigbleiben und über welchen Weg diese verbreitet werden, entscheidet eben nicht die Politik, sondern die Sender. Diese kennen ihre Nutzer und deren Erwartungen am besten. Die Petitionen wären also richtigerweise an den ARD-Vorsitzenden und den ZDF-Intendanten zu richten Bei deren Entscheidungen Kosten zu sparen, wird der Rotstift oft zuerst bei den Kulturangeboten angesetzt, sei es im Hörfunk oder Fernsehen. […]
Die teilweise unsachliche Debatte über ein angeblich politisch geplantes Aus von 3sat überdeckt jedoch diese weitgehenden Eingriffe in bisherige Arbeitsweisen und die Umsetzung des Auftrages. Es ist wichtig, erst recht bei diesem schwierigen und vielschichtigen Reformprozess, über den Platz und Umfang der Kulturberichterstattung auf allen Plattformen und Kanälen der Anstalten zu streiten und einen Abbau kultureller Information zu verhindern. Doch diese Diskussion auf 3sat zu verengen, ist kurzsichtig.
Helmut Hartung, medienpolitik.net, 07.10.2024 (online)