Die digitale Transformation hat noch einmal deutlich an Tempo zugelegt. Die Geschäftsmodelle der Streamer gleichen sich durch die Werbefinanzierung an. Auf der anderen Seite werden die Mediatheken bei den klassischen TV-Anbietern massiv zu Streamingportalen ausgebaut, In der Medienwirtschaft vollzieht sich eine Konsolidierung hin zu noch größeren Konzernen. Auch bei der Entscheidungsmacht erleben wir eine Konzentration. Die Werbegelder werden zugunsten von Onlineplattformen umverteilt, Künstliche Intelligenz beeinflusst nicht nur die Projektsteuerung, sondern auch die Kreation. Insgesamt halte ich diese Entwicklung für die kreative Community und ihre Entfaltungschancen für sehr kritisch. Durch die zunehmende Einkaufsmacht großer Unternehmen wird es weniger Aufträge für die Produzenten geben. Die Folge sind härtere Vertragsbedingungen und zu wenige Innovationen. Die kreative Community wird aber notwendigerweise weiterhin der Impulsgeber für neue Ideen und Entwicklungen bleiben. Ohne echte Teilhabe an den Werten zu haben, die sie schafft, wird das schwierig. Die Verwerter müssten längst ein Interesse haben, die kreative Industrie zu stärken, weil sie letztlich von ihrer Leistungsfähigkeit abhängen. Die faire Vergütung von Rechten und echten Innovationsleistungen sind der wesentliche Zukunftsfaktor für alle Beteiligten. Nur so sind auch Investitionen in neue Produkte möglich, die in einem Event- und Blockbuster-orientierten Metier wie der Medienbranche notwendig sind. Hier hat sich in den vergangenen Jahren zu wenig getan.
Wolf Bauer, faz.net, 06.09.2025 (online)