Hören reicht nicht mehr: Podcasts gibt es jetzt auch auf Youtube, Spotify und in den sozialen Medien zum Anschauen. Hat das wirklich einen Mehrwert? […]
Sehen wollen sie eh alle, wie sonst würden Live-Podcasts ganze Konzerthallen füllen. Aber das sind schon wieder richtige Events. Bei stundenlangem Labern auf Youtube bleibt die Frage: Wer tut sich das bloß an? Und: warum?
War nicht das Praktische und besonders Reizvolle an Podcasts immer, dass man eben nicht mehr hinschauen musste, sondern nebenher bügeln, joggen, kochen konnte? […]
Aus Machersicht ist die Sache klar. Mit Talking-Heads-Videos, wie Podcasts mit Bewegtbild im Fachjargon heißen, lässt sich mit relativ wenig Aufwand ein weiterer Kanal bespielen. Mehr Kanäle heißt: mehr Reichweite. Und kleine Ausschnitte davon können dutzendfach geteilt werden und letztlich viral gehen. Beim Podcast in reiner Audioform ist das eher schwierig auf Instagram oder Tiktok. […]
Bei Podcasts geht es meist um Faktisches, oder um das sehr persönliche Gespräch: Zwei Menschen unterhalten sich, und sobald da ein Minimum an Emotion dabei ist, will man diese auch sehen. […]
Von einem Sieg des Visuellen über das Auditive bei Podcasts kann man deswegen noch lange nicht sprechen. Nach den Ergebnissen der ARD/ZDF-Medienstudie 2024 nutzt ein Drittel der Bevölkerung mindestens einmal im Monat zumindest ein Podcast-Angebot. Die mindestens wöchentliche Nutzung liegt bei 21 Prozent, und die Tagesreichweite bei neun Prozent.
Carolin Gasteiger, sueddeutsche.de, 04.08.2025 (online)