Martin Andree: Was man kennt, sind Nettoreichweiten, und die sind oft riesig (bei Spiegel.de etwa circa 29 Millionen). Das sagt aber nichts aus, denn auch ein Aufruf von wenigen Sekunden zählt als Reichweite. Deshalb weiß die Öffentlichkeit gar nicht, wie alarmierend die Situation tatsächlich ist. Wir haben in unseren Messungen eine repräsentative Stichprobe von 16 000 Menschen über drei Monate durchgängig auf allen Geräten vermessen und Milliarden von Abrufen ausgewertet. Die Zahlen sind eindeutig: Die Menschen nutzen diese Onlineangebote so gut wie gar nicht. Spiegel.de wurde von den Nutzern durchschnittliche 18 Minuten, Sueddeutsche.de durchschnittlich neun Minuten gelesen – und zwar nicht am Tag, sondern im Monat. Diese Nutzungszeiten sind tatsächlich mikroskopisch gering. …. Die angebliche Vielfalt des Internet ist ein gigantischer Friedhof mit Millionen weitgehend ungenutzter Webseiten. Ein fairer wirtschaftlicher Wettbewerb findet nicht statt. Kleinere Player haben keine Chance. …. Eine Handvoll Unternehmen schaltet absichtsvoll wirtschaftlichen Wettbewerb aus und führt vor unser aller Augen eine Übernahme der Medienbranche durch. (Paid)
Martin Andree, FAS, 10.10.2021 (online)