Google beantwortet künftig Suchanfragen mit künstlicher Intelligenz. Wir erleben das Ende des evidenzbasierten Wissens. […]
Wir spüren auch sofort, wer die Gegner des neuen Wissens waren: Es waren die alten, arroganten Eliten. Völlig lächerlich, diese Gelehrten, die ihre Zeit in staubigen Bibliotheken verplemperten und noch nach Quellen suchten. Idiotisch, die Professoren, die Modelle an Tafeln kritzelten und danach in Laboren schwitzten, um empirische Beweise zu liefern. Oder die Journalisten mit ihren aufwändigen Recherchen oder investigativen Ermittlungen. Völlige Zeitverschwendung das alles, wenn man doch einfach seine Frage bei Google eintippen konnte und dort in Bruchteilen von Sekunden eine Antwort bekam.
Aus heutiger Sicht merken wir aber, dass Googles Suchmaschine noch mit einem Bein in der alten Wissensordnung stand. Google lieferte uns zwar immer eine Antwort, aber es verwies eben doch auf Quellen. Sicher, viele dieser Quellen enthalten Unsinn. […]
Das Grundproblem könnte man als „Wissen ohne Wurzel“ bezeichnen, und wir erleben aktuell nur den Endpunkt einer etwa 30-jährigen Entwicklung.
Martin Andree, sueddeutsche.de, 29.05.2024 (online)