Ich würde nie von einem organisierten Verdummen von Gesellschaft ausgehen, stelle aber fest, dass es uns aus blankem Laissez-faire nicht gelungen ist, den Rationalismus als klare Position zu etablieren – was extrem wichtig wäre, weil es Demokratie-stabilisierend wirkt. Das haben wir unterlassen. … Ein Grund dafür ist die neoliberale Weltsicht, dass der Staat sich möglichst aus allem heraus zu halten hat und der Markt alles regelt. In diesem Sinne hat man es mit einer Verdummung zu tun, wenn es um reine Ökonomisierung geht. Das ist aber keine organisierte Angelegenheit, nach dem Motto: Wir tun dies, damit Menschen leichter zu manipulieren sind. Denn diejenigen, die richtig Geld bringen, sind ja oft auch diejenigen, die sich tatsächlich Wissen angeeignet haben.
Harald Lesch, planet-interview.de, 05.11.2020 (online)