Politikerinnen und Politiker wollen Politik machen, und die Journalistinnen und Journalisten sind Beobachter. Sie analysieren, sie bewerten, sie wählen aus – das ist ihr Job. Und sie sollen auch das, was Politikerinnen und Politiker machen, als Watchdog begleiten, also kritisch sein. Sie sollen ständig kritisch sein. Das ist ihr Auftrag, das ist ihre Aufgabe – deshalb wollen wir den Journalismus. Sie sind keine Sprachrohre, die die Verlängerung der Politikerinnen und Politiker sind. … Der Journalismus hat auch prononcierte Auswahl- und Kommentarfunktion. Es ist an uns, den aufgeklärten Bürgerinnen und Bürgern, mit diesen Sachen umzugehen, diese wiederum zu kritisieren, vielleicht einen anderen Sender zu wählen, eine andere Zeitung zu lesen – das ist die Aufgabe auch der Bürgerinnen und Bürger. Das ist ja keine einseitig gerichtete Kommunikation, wo einer absendet und alle müssen das Gleiche rezipieren. Nein, wir können wählen und auswählen.
Otfried Jarren, Medias Res vom Deutschlandfunk, 13.11.2018, (online)