Dem Konzept von Buzzard liegt ein etwas naiver Trugschluss zugrunde. Den kennen wir auch aus Talkshows. Nämlich, dass eine ausgewogene Debatte die Darstellung der möglichst gegensätzlichsten Positionen beinhaltet.
Zwei möglichst weit voneinander entfernte Meinungen balancieren einen Diskurs nicht aus. Ihre Wertigkeit ergibt sich aus dem Kontext, aus dem zugrundeliegenden Menschenbild, aus Interessen und Hintergründen der Quellen.
Deshalb ist die Kuratierung einer solchen Plattform eine journalistisch höchst anspruchsvolle Aufgabe. Buzzard muss jetzt nicht nur seine Farbgebung überdenken und scharf überlegen, welche Medien verbreitet werden sollen und dürfen – sondern sich generell grundlegend Gedanken darüber machen, auf welche Weise man die Spannweite einer Debatte darstellen kann, ohne aus dem Auge zu verlieren, dass nicht alles nur Meinung ist.
Positionen müssen nicht nur gegenübergestellt, sondern auch gewichtet werden. Also eigentlich das, was gute Journalisten optimalerweise schon innerhalb ihrer Artikel tun sollten.
Marina Weisband, DLF Mediasres, 18.12.2019 (online)