Bei Formaten wie dem Y-Kollektiv oder VOLLBILD bleibt der Mehrwert auf der Strecke. Dargestellter Journalismus ist kein Journalismus.
„Wir zeigen die Welt, wie wir sie erleben“ ist das Motto im Instagram-Kanal des Y-Kollektivs, einem Netzwerk junger Journalist:innen, das bis Mitte des Jahres noch Teil des Funk-Netzwerks von ARD und ZDF war. Das Format liefert dokumentarische Einblicke in die Lebenswelt von jungen Journalist:innen, die sich mit Themen auseinandersetzen, die womöglich auch gleichaltrige Menschen beschäftigen. Der SWR produziert für die ARD mit VOLLBILD ein ähnlich gelagertes Format. […]
Die Formate drehen sich in der Regel um eine starke Protagonistin – interessanterweise sind es in diesem Dokumentationsgenre häufig junge Frauen –, die die Recherche vor der Kamera inszeniert. Ein Reenactment von Journalismus für die Mediatheken und YouTube. Entsprechend entwickelt sich ein Storytelling, bei dem das Publikum sich zusammen mit der erzählenden Person mit einem Phänomen auseinandersetzt. Doch immer wieder bleibt der Mehrwert auf der Strecke, wenn der Fokus derart auf der Darstellung von Journalismus liegt, sodass für tatsächliche journalistische Arbeit wie beispielsweise das kritische Nachfragen kein Raum bleibt. Dargestellter Journalismus ist eben kein Journalismus.
Moritz Post, fr.de, 23.11.2023 (online)