Zitiert: Journalismus in unübersichtlichen Lagen

Natürlich ist es immer besser, sich die Dinge erst einmal gründlich anzusehen, bevor man sich äußert. Und in meinem Fall wäre das sicher möglich gewesen. Aber im täglichen Journalismus ist es das oft nicht. Die Lage ist meistens unübersichtlich. Journalisten sehen nur einen Ausschnitt. Trotzdem ist der übliche Weg, mit falschen Einschätzungen umzugehen, sie einfach nicht mehr zu erwähnen und neue zu formulieren, als wäre man immer dieser Ansicht gewesen. Wenn Redaktionen faktische Fehler machen, die sich nur schwer leugnen lassen, ringen sie sich manchmal zu einer Korrekturmeldung durch. Bei Einschätzungen passiert das in der Regel nicht. …. Falsche Einschätzungen sind im Rückblick Fehler und damit Makel für die eigene Reputation. Aber sie sind keine Ausnahme, sie sind der Normalfall. Um anders mit ihnen umgehen zu können, wäre jedoch ein anderes Verständnis nötig. Journalisten denken, wie sie arbeiten – von Beitrag zu Beitrag. Sie vermitteln den Eindruck dass ihr Werk bei der Veröffentlichung eine vollständige Darstellung wäre. Müssen sie einen alten Beitrag korrigieren, erscheint es, als hätte sie unsauber gearbeitet (was möglicherweise so ist, aber nicht so sein muss).

Christian Drosten sagt in seinem Podcast, er wisse nicht alles, er lese jeden Tag, er erfahre jeden Tag Neues. Damit macht er seine Arbeitsweise transparent. Nach diesem Verständnis kommt nie der Punkt, an dem alles richtig ist, weil sich im nächsten Moment schon etwas ändern kann. Daher ist eine Korrektur auch keine Schande. Das Verstehen und Erklären ist hier kein Prozess, der mit der Veröffentlichung endet, sondern einer, der sich dem Ziel, die Wirklichkeit darzustellen, immer weiter annähert, ohne es jemals erreichen zu können.

Ralf Heimann, MDR Altpapier, 13.03.2020 (online)

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)