Zitiert: Intellektuelle Massenware der KI versus Originalität von Ideen

Vielleicht würde etwas mehr Mut zur Unbequemlichkeit in einem ersten Schritt schon ausreichen, um Verdrängungsängste und Minderwertigkeitsgefühle angesichts der nicht nur smarten, sondern scheinbar auch empathischen Maschinen zu lindern. Eltern freuen sich am meisten über selbstgebastelte Geschenke ihrer Kinder. Weil diese, auch wenn sie vielleicht krumm und klebrig sind, doch eine ganze Menge beinhalten, zum Beispiel einen persönlichen Aufwand, ein Mitfühlen und eine Sorge um den anderen. Vielleicht müssen wir diese Wertschätzung auch gegenüber der Originalität von Ideen zum Ausdruck bringen, anstatt mit der intellektuellen Massenware der KI vorliebzunehmen. Wenn uns ein Mensch wirklich wichtig ist, schenken wir nicht nur Selbstgemachtes, sondern sagen auch Selbstgedachtes.

Im nächsten Schritt müssten wir uns daran erinnern, wofür Sprache und Texte im besten Fall gedacht sind. „Ich schreibe, um herauszufinden, was ich denke“, hieß es bei der brillanten Susan Sontag. Cogito ergo sum, bei Descartes. Wenn wir lesen und zuhören, wollen wir im Idealfall herausfinden, wie jemand die Welt sieht, wer er ist. In den Texten der KI gibt es aber keinen jemand. Dann könnten wir im eigenen Dasein eine neue Souveränität finden, die sich aus der Gewissheit speist, zumindest auf zwischenmenschlicher Ebene nicht zu „schummeln“. Ein Selbstbewusstsein im eigentlichen Sinne, das sich daraus speist, auf die Einflüsterungen der KI-Souffleuse zu verzichten und mehr Mut zum Menschsein zu zeigen, die Dinge selbst zu denken und auszusprechen. Selbst wenn die Wahrscheinlichkeit nicht gering ist, daran zu scheitern.

Michael Moorstedt, sueddeutsche.de, 29.08.2025 (online)

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Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)