Nur der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass auch vermeintliche insuläre „Ausnahmen“ einzelner erfolgreicher redaktioneller Anbieter keinerlei positive Perspektiven oder strategische Auswege darstellen. Wir erleben seit Jahrzehnten in der westlichen Welt konsistent den Zusammenbruch der redaktionellen Medien, allerdings können sich typischerweise einzelne führende, als Autoritäten wahrgenommene überregionale Nachrichtenmedien dem Trend entgegenstemmen (z. B. New York Times) – was daran liegt, dass eine sehr kleine gesellschaftliche Informationselite in der Regel eine führende Medienmarke abonniert […] Noch bedenklicher ist, dass es dieselben führenden Medienmarken sind, die typischerweise massiv von den Tech-Riesen finanziell gefördert werden, einerseits durch spezifische Erlösmodelle (z.B. Google News Showcase), andererseits durch vielfältige „Förder“-Programme, zuletzt durch großzügige Werbeinvestments. Insider sprachen in der Vergangenheit bereits von „Schweigegeld“. Schon häufig wurde Big-Tech-Unternehmen nachgewiesen, solche Abhängigkeiten auszunutzen, um betroffene Institutionen zu erpressen oder missliebige, kritische Berichterstattung zu unterdrücken. […]
Den Digitalkonzernen ist es durch Ausnutzung dieser Mechanik gelungen, die redaktionellen Medien in einzelne Felder und Areale zu spalten, die miteinander verfeindet sind und die in Einzelfällen sogar vor Gericht gegeneinander streiten, anstatt gemeinsam die Bedrohung zu erkennen.
Martin Andree, medienpolitik.net, 13.12.2024 (online)