Die Vorschläge, die nun im Zuge der Affäre Schlesinger diskutiert werden, klingen allerdings mehr nach Verwaltungsreform und Personalabbau als nach einer strategischen Neuausrichtung. Klar, wenn CDU-Chef Friedrich Merz auf dem Parteitag sich über die «stolze Zahl» von 58 akkreditierten Redakteuren des öffentlich-rechtlichen Rundfunks mokiert, ist das ein berechtigter Anlass, über Synergien nachzudenken. Auf der anderen Seite braucht es für Informationsvielfalt aber auch ein breites Korrespondentennetz, um in einem föderalen Staat bundespolitische Themen auf die Landespolitik herunterzubrechen. Gerade die Bürger im Osten, wo der Öffentlich-Rechtliche personell dünn besetzt ist, fühlen sich nicht mehr angesprochen. …
Die ARD-Sender haben in den vergangenen Jahren mehrere Sparrunden hinter sich, bei denen zahlreiche Stellen und Sendungen gestrichen wurden. Der allgemeine Verdruss über die ARD im Speziellen und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland könnte auch daher rühren, dass das inhaltliche Angebot bei steigenden Gebühren ausgedünnt wurde.
Adrian Lobe, medienwoche.ch, 21.9.2022 (online)