Zitiert: Hochstufung von Toxischem durch Großaccounts

Die X-Algorithmen sind wie gemacht für verschwörungstheoretische und rechte Szenen. Algorithmen sind politisch mächtige Sortiermaschinen. Die KI von X wählt die Posts in der „Für dich“-Timeline nach den Prinzipien Interaktion, Nutzerbeziehungen, Feedback und Inhalten aus. Der neutrale Klang täuscht. Tweets von dubiosen Seiten mit geringer Glaubwürdigkeit, aber hoher Toxizität lassen sich mit vereinten Kräften algorithmisch hochstufen. Dies gelingt besonders gut bei der Mitwirkung „verifizierter“ Großaccounts. Im alten Twitter war das blaue Häkchen ein Si­gnal für einen vertrauenswürdigen Account. Unter Musk wurde es ein kommerzielles Gut.

Musk förderte durch den Umbau des Algorithmus die Verwandlung von X in die Aggressionsmaschine, die wir jetzt erleben. Er beteiligte verifizierte Konten an den Werbeeinnahmen, wenn sie das „Engagement“ in den Kommentaren förderten. Für Hass und Herablassung in den Kommentarspalten gibt es also auch einen monetären Anreiz. Gleichzeitig wurde das Teilen von Links, die auf Information außerhalb von X verweisen, heruntergestuft. Dadurch wurde die Artikulation von Meinungen und Emotionen nach oben skaliert, während der sachliche Informationsaustausch gedrosselt wurde.

Carolin Amlinger, Oliver Nachtwey, faz.net, 02.01.2025 (online)

Onlinefilm.org

Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)