Die ARD will ersichtlich locker werden und versucht es mit: Sex. Das geht seit Wochen schief, aber das Ende ist noch nicht erreicht: Nach den „Tagesthemen“ leitete man nun über zu einem Stand-up-Special von Felix Lobrecht. Über einen komischen Abend. […] Die ARD mag es selbst nicht glauben, aber die Erwartungen an sie sind hoch. […]
Dort, wo die ARD selbst ihre Ansprüche herunterreguliert, weil sie glaubt, in einer jüngeren, digitaleren Zielgruppe seien die eh nicht so hoch, führt das zu Problemen. Zunächst: Wer ist jung? […] Felix Lobrecht, zum Beispiel, braucht keine öffentliche Finanzierung. Zusammen mit Comedy-Autor und Moderator Tommi Schmitt betreibt er den erfolgreichsten deutschen Podcast, Gemischtes Hack, mit Millionen Hörern und Werbedeals mit Aldi, alles gut von der Seite. […] Bei Lobrecht geht es um Frauen, die ihn wollen, Geld, das er hat. […]
Was treibt die ARD um? Die Quoten im Linearen (0,76 Millionen Gesamt-Reichweite) waren nicht mal gut, in der Mediathek muss man sich erst mit Personalausweis registrieren, um die nicht jugendfreie Sendung auch vor 22 Uhr sehen zu können. Auf Nachfrage erklärt die ARD am Sonntag: „Unser Programmauftrag ist, Angebote für alle Teile der Bevölkerung zu machen. Mit der Zusammenarbeit mit Felix Lobrecht, der gerade in der jüngeren Zielgruppe einen großen Bekanntheitsgrad genießt, möchten wir einer breiteren Masse Zugang zu seinem mit dem Deutschen Comedypreis ausgezeichneten Bühnenprogramm“ geben. Humor sei Geschmackssache, der von Felix Lobrecht spare weder Themen noch gesellschaftliche Gruppen aus, sei „komplex und darf nicht aus dem Zusammenhang gerissen werden“. Das führt zu neuen Fragen: Gibt es in der ARD noch Menschen, die sich Gedanken über den öffentlich-rechtlichen Auftrag machen? Oder möchte man Leute mit großem Bekanntheitsgrad nur noch breiteren Massen zugänglich machen?
Aurelie von Blazekovic, sueddeutsche.de, 12.01.2025 (online)