Die große Mehrzahl der Journalisten in den Leitmedien lebt aufgrund ihrer Ausbildung und vor allem ihrer Einkommen in einer Welt, die mit der der Bevölkerungsmehrheit nicht viel zu tun hat. Schon der durchschnittliche Redakteur bei ARD und ZDF liegt mit seinem Gehalt genau an der unteren Grenze des oberen Zehntels, eine Hälfte im oberen Zehntel, die andere fast durchweg in dem darunter.
Ähnlich sieht es bei den großen Printmedien aus. Sie können sich daher ein Leben leisten, das für die Mehrheit nicht bezahlbar ist. Das betrifft das Wohnen genauso wie das Essen oder den Urlaub. […]
Seit dem Umzug der Regierung nach Berlin ist die Nähe vor allem zwischen der Medienelite und der politischen Elite stetig gewachsen. Wie sich das Verhältnis verändert hat, kann man zum Beispiel beim Wechsel von Regierungssprechern an die Spitze eines der öffentlich-rechtlichen Sender sehen. Sie finden viel häufiger als früher und auch schneller statt. […]
Die tonangebenden Journalisten gehören mit ihren Einkommen zu den oberen zehn Prozent der Bevölkerung, die prominenten Talkshowmoderatoren und Topjournalisten sowie die Mitglieder der Führungsetagen sogar zum obersten Prozent. Das prägt ihre Einstellungen und die Berichterstattung. […]
Viele Bürger fühlen sich durch die Berichterstattung nicht mehr vertreten. In den letzten Jahren hat dieser schon länger existierende Eindruck durch drei Ausnahmeprobleme noch mal spürbar zugenommen, die Corona-Pandemie sowie die Kriege in der Ukraine und in Gaza. Die Medien präsentieren bei allen drei Problemen fast ausnahmslos die offizielle Sichtweise der Regierung, während eine beachtliche Minderheit der Bevölkerung das ganz anders sieht. Diese Menschen fühlen sich mit ihrer Meinung in den Medien nicht mehr berücksichtigt.
Michael Hartmann, civero.de, 19.12.2023 (online)