Cleopatra, Maria Theresia und Clara Schumann – sie alle sollen „moderne“ Frauen gewesen sein. Was heute als modern gedeutet wird, ist allerdings häufig auf schiere Notwendigkeit zurück zu führen. …
Der Marketingtrick ist einfach: Will man Frauen von gestern für ein Publikum von heute interessant machen, bewirbt man sie als „modern“. …. Wenn in der Geschichte eine Frau etwas erreichte, was sonst Männern vorbehalten war, wird sie im Rückblick zur Modernen erklärt, selbst wenn erst die Bedingungen ihrer Zeit und ihrer Stellung in dieser (durch Gaben, Geburt, Heirat oder anderes) sie zum dem machten, was sie war. Die Sehnsucht nach weiblichen Identifikationsfiguren ist groß, das ist verständlich, es gibt nicht viele Frauen von früher, mit denen man heute tauschen wollte.
Ursula Scheer, faz.net, 29.04.2019 (online)