Den heute älteren Menschen vorzuwerfen, sie lebten auf Kosten der heute jüngeren Menschen, wie das im allgemeinen Boomer-Bashing fast schon modisch geworden ist, setzt voraus, dass es die Boomer nicht nur als Jahrgangs-Schublade, sondern als ökonomisch, politisch und sozial einigermaßen homogene Gruppe tatsächlich gibt. Das ist völlig falsch.
Wie alle anderen Generationen bestehen auch die Boomer aus divergenten Lebensentwürfen und divergenten Erwerbsbiografien. Ja, es mag im Einzelfall früh verrentete, kinderlose Topverdiener geben, denen die drohende oder schon einsetzende Sintflut (Umwelt, Sozialstaat, Brücken, Schulen und so weiter) egal, wenn nicht gar wumpe ist. […]
Es gibt sie halt nicht, „die“ Jugend. Und „die“ Boomer gibt es auch nicht. Was es gibt, sind Stereotype, Simplifizierungen und Generationenkonflikte, die keine Generationenkonflikte, sondern reale politische Probleme sind. Die könnte man lösen, wäre man nicht mit diesen verdammten Klischees beschäftigt.
Gerhard Matzig, sueddeutsche.de, 04.09.2025 (online)