Es darf nicht am Journalismus liegen, die Menschen zu animieren, etwas zu tun oder zu glauben. Es wäre schon ein riesiger Schritt, wenn die Realität abgebildet wird und nicht Projektionen oder Erzählungen. Und natürlich ist es ein gemeinsamer Prozess, politisch, gesellschaftlich, medial, die Erzählungen zu ändern. Aber eine andere Erzählung zu stricken, da hat vor allem die Politik zu tun, glaube ich. […]
Ich brauche keine antirassistische Berichterstattung. Ich möchte nur eine Berichterstattung haben, die frei ist von Projektionen und rassistischen Erzählungen. Das wäre schon richtig viel, allein daraus würde sich ganz viel ergeben. Automatisch. Wenn man die Realität abbildet, auch an all den Stellen, wo es richtig gut läuft in der Einwanderungsgesellschaft, dann hätte man schon eine andere Geschichte. Und die Geschichten sind ja da. Aber wenn Eingewanderte immer im Kontext von Kriminalität und Islamismus darstellt werden, ist es quantitativ natürlich sehr überzeichnet und von rassistischen Narrativen überschattet. Das heißt nicht, und das ist ganz wichtig, weil das stets als Vorwurf formuliert wird, dass wir uns nicht mit den Problemen auseinandersetzen müssen. Im Gegenteil. Das geht aber erst, wenn wir die Probleme richtig beschreiben können.
Gilda Sahebi, M(verdi), 02.07.2024 (online)